Douwe Dijkstra &

Buurman Abdi (Neighbour Abdi)

»WAS ICH GELERNT HABE, IST, DASS ES DARUM GEHT, DAS LEBEN ZU UMARMEN.«

Die filmische Arbeit BUURMAN ABDI erzählt Episoden aus dem Leben des Somaliers Abdiwahab Ali — genannt Abdi —, der Mitte der 1990er Jahre im Alter von 11 Jahren in die Niederlande gekommen ist und heute als Regaldesigner und Betreuer arbeitet. Wir sehen Abdi bei der täglichen Arbeit in seiner Werkstatt, in der er auf geometrischen Formen basierende Wandregale schweißt. Gleichzeitig bietet er mit seiner Werkstatt eine Anlaufstelle für ebenfalls Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund, die Probleme haben, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, die sich handwerklich betätigen möchten. Im selben Gebäude wie Abdis Werkstatt befindet sich das Studio des Filmemachers Douwe Dijkstra. In dessen Trickfilmstudio wurden die Szenen aus Abdis Leben in Mogadishu sowie später in den Niederlanden unter Beteiligung der in der Werkstatt arbeitenden Personen und verschiedener Kinder nachgestellt. Abdis Erinnerungen und Gefühlslagen sind dabei maßgeblich, so spielt er die Szenen aus seinem Leben vor und erklärt sehr plastisch die Geschehnisse. Auf die Frage, warum er sich im Film nicht selbst spielt, antwortet er, dass er den erlittenen Schmerz und seine Traumata nicht noch einmal durchleben möchte.

Gedreht wurde ausschließlich vor Green Screen: Das heißt, die Akteur:innen agieren dabei vor einem einfarbigen grünen Hintergrund. In der Postproduktion werden die Akteur:innen ausgeschnitten und vor andere Hintergründe gesetzt. 
In diesem Fall in die Straßenzüge von Mogadishu, die als Miniatur auf einem Tisch nachgebaut sind. Diese Szenen sind von Krieg, Gewalt und Tod dominiert. Angekommen in den Niederlanden gerät Abdi bald auf die schiefe Bahn. Er liefert sich eine heiße Verfolgungsjagd mit der Polizei, verübt Überfälle und geht keiner Schlägerei aus dem Weg. Insgesamt verbringt er acht Jahre seines Lebens im Gefängnis. Letztlich gelingt es ihm, seinen Hang zu Gewalt und Kriminalität in eine Passion für das handwerkliche Gestalten zu transformieren. Die geometrischen Formen seiner Regale symbolisieren dabei die Balance, in der er jetzt lebt.

Die dokumentarische Arbeit bedient sich der vor allem im Kontext von Medien- und Performance-Kunst verbreiteten künstlerischen Strategie des Reenactments. Gemeint ist damit die möglichst authentische Nachstellung konkreter vergangener Ereignisse
mit verschiedenen Teilnehmer:innen.

Douwe Dijkstras künstlerische Arbeit zeichnet sich durch eine Mischung aus Video, Animation und VFX aus.
 Sie kann sowohl als humorvoll als auch als sozial engagiert beschrieben werden. Seine Projekte reichen von Kurzfilmen und Dokumentarfilmen bis hin zu Videoinstallationen und Theateraufführungen. (Lisa Bosbach)

Abbildungen: Douwe Dijkstra, Buurman Abdi, 2022 © Douwe Dijkstra / Courtesy Square Eyes

Über den Künstler

Douwe Dijkstra * 1984, NED, lebt und arbeitet in Zwolle, NED. Studium an der ArtEZ University of the Arts, Zwolle, NED
Webseiten

Über das Werk

Länge 00:28:40

Hintergründe auf Videonale X

Desktop Selfie
Douwe Dijkstra spricht über seinen Lieblingsstuhl, seinen Nachbarn und erklärt wie Special Effects und Dokumentarfilm zusammenhängen.
ToolboX
A one-man-band: Douwe Dijstra erklärt die Parallelen zwischen seiner Arbeitsweise und dem Spielen eines Instruments.
Sie befinden sich hier: VIDEONALE.19 / FESTIVAL & AUSSTELLUNG / Künstler:innen / Buurman Abdi (Neighbour Abdi)