Layton Lachman &

DOOM

Inmitten des Klimazusammenbruchs, einer Vielzahl erschütternder Krisen und Paradigmenwechseln wirkt die Aussage »Wir sind alle dem Untergang geweiht« fast schon reflexartig. Das Ende scheint immer schneller auf uns zuzurasen; was bleibt, ist ein ängstliches Klingeln in unseren Ohren, sowie existentielle Ängste gekoppelt mit Trauergefühlen für die zerstörte Umwelt und den Verlust potenzieller Zukünfte. In DOOM, choreographiert und umgesetzt von Layton Lachman und konzeptuell in klanglicher Zusammenarbeit mit Samuel Hertz entwickelt, wird dieses Amalgam der Gefühle auf die dunkle Bühne eines leeren Theaters verschoben, wo kollektive Trauer zu einer körperlichen und kathartischen Erfahrung wird.

Ethan Allison Folks Einsatz der Kamera suggeriert zunächst, dass DOOM eine Dokumentation über eine apokalyptische Doom Metal Band sei; jedoch entfaltet sich der Film wahlweise in eine Zelebrierung, eine akustische Predigt oder ein magieerfülltes Ritual im Angesicht einer sich abzeichnenden Katastrophe. In Some Styles of Masculinity zieht Gregg Bordowitz eine Parallele zwischen Propheten und Rockstars, da beide augenscheinlich über Zugang zum Göttlichen verfügen. Beide wurden autorisiert, eine Botschaft weiterzugeben, wahlweise durch heilige Worte oder durch Radiowellen. Dieser Verweis ist ein Schlüsselelement von DOOM, wo Rockstars nicht Möchtegerngötter, sondern Führer sind, die uns einen weniger fatalen Weg in die Zukunft weisen.

Mit der Verkörperung unterschiedlicher Rollen werden die vier Performer:innen — emeka ene, Caroline Neill Alexander, Hertz und Lachman — zu Archetypen, deren divergente, kunstvoll kostümierten Figuren einander sowohl im Hinblick auf Erscheinung als auch Bewegung komplementieren. Zeitweise bewegen sie sich gemeinsam, während sie aneinander festgekettet sind, und treten aus dem dystopischen orangen Rauch einer Nebelmaschine hervor. In einem anderen Moment versammeln sie sich, halten einander fest und vokalisieren miteinander, nur um diesen kollektiven Schrei in ein weiteres traumhaftes Szenario zusammenfallen zu lassen, in dem ene ein Fahrrad in endlosen, unendlichkeitsförmigen Schlaufen fährt.

Mittels dröhnender und verzerrter Metal-Gitarren bewegen wir uns durch Samuel Hertzʼ Kompositionen weg von der gegenwärtigen Raum-Zeit des Clubs. Der laute Sound transportiert uns in Klanglandschaften jenseits des Menschlichen, von rissigen Eisbergen bis hin zu den Bewegungen tektonischer Platten in Dimensionen von Tiefenzeit. Zeitweilig wird der Sound schockierend leise: Alles, was man hört, ist das schwere Atmen der Performer:innen; jedoch geht es jedes Mal noch intensiver weiter. (Kris Dittel)

Regie: Layton Lachman
Originalkomposition: Samuel Hertz
Kameraarbeit: Ethan Allison Folk
Performance: emeka ene & Caroline Neill Alexander

Produktion: Layton Lachman/ Samuel Hertz in Co-Produktion mit Tanztag Berlin/SOPHIENSÆLE, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Zusätzlich gefördert durch DIS-TANZEN des Dachverbandes Tanz Deutschland e.V. und Musikfonds e.V., das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR gefördert wird.

Abbildungen: Layton Lachman, DOOM, 2021 © Layton Lachman, Ethan Allison Folk

Über die Künstler:in

Layton Lachman * 1988 in Athens, Ohio, USA, lebt und arbeitet in Berlin, GER. Studium an der Ohio University in Athens, Ohio, USA
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Über das Werk

Länge 00:40:00

Hintergründe auf Videonale X

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Layton Lachmann verrät, wie man Schafe anlockt und warum vier Hunde während eines apokalyptischen Vulkanausbruchs Metallmusik spielen.
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