Stéphanie Lagarde &

Minimal Sway While Starting My Way Up

Die französische Künstlerin Stéphanie Lagarde behandelt in ihren Arbeiten Strategien und Systeme zur Besetzung narrativer Räume und analysiert, wer diese kontrolliert und wie. Der Film untersucht dabei vertikale Strukturen und wie Territorien beansprucht und zurückerobert werden können.

»Nach oben. Beschleunigung von 6m pro Sekunde. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass ich rund laufe. Kein Wartungsbedarf. Ich performe wie ich sollte.«

Die Worte entstammen einem Live-Feed, auf dem hochtechnologisierte Fahrstühle aus der ganzen Welt Daten an eine intelligente Cloud übertragen und diese in menschliche Sprache über- setzen. Während der Fahrstuhl auf seiner Entdeckungsreise vertikale Welten und die metaphysischen Diskrepanzen ökonomischer Machtsysteme durchläuft, verlieren sich Ängste, Zweifel und Be- dürfnisse in einem Monolog. Bei der Aufwärtsfahrt werden bei einer Geschwindigkeit von 6,9 Metern pro Sekunde sichtbare und unsichtbare Verbindungen und Systeme offengelegt: eine konstante Symmetrie aus Oben und Unten. Je höher sich die ökonomischen Strukturen nach oben erstrecken, desto tiefer graben sich ihre Wurzeln in den Untergrund.

Das Element des Aufzugs bietet die einfachste Möglichkeit, vertikalen Raum zu beanspruchen. Hier gipfeln politische und ökonomische Herausforderungen in absurden Wettbewerben. Symbolisch und effektiv sind es die majestätisch anmutenden Bauten in schwindelerregende Höhen, die diese Räume wirtschaftlicher und sozialer Spekulationen ausmachen. Mit seiner glatten Fassade spiegelt jeder neue Mega-Tower ökonomische Dominanz sowie soziale und kulturelle Vorherrschaft wider.

Ein plötzlicher Richtungswechsel führt hinab in extreme Tiefen und der Fahrstuhlschacht schließt an die unterirdischen Stollen eines Bergwerks an. An Orte des natürlichen Reichtums und wirtschaftlichen Erfolgs, an denen sich die Spuren kolonialer Ausbeutung noch deutlich ablesen lassen. Ein ungutes Gefühl des Widerspruchs keimt auf. Liegt es an der Verschwendung der natürlichen Ressourcen, die zu immateriellen Spekulationsobjekten geworden sind, obwohl sie doch materiell existieren? MINIMAL SWAY WHILE STARTING MY WAY UP zeigt die Möglichkeit, ökonomisches Wachstum auf eine weniger materialistische Weise zu denken und unser Verständnis von Material und Ressource kritisch zu hinterfragen. (Miriam Hausner)

Gefördert durch Kone Foundation und SCAM Brouillon d'un rêve

Abbildungen: Stéphanie Lagarde, Minimal Sway While Starting My Way Up, 2021 © Stéphanie Lagarde / Courtesy Video Power

Über die Künstlerin

Stéphanie Lagarde * 1982 in Toulouse, FRA, lebt und arbeitet in Paris, FRA. Studium an der Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs de Paris, FRA, und Postakademische Forschung an der Jan van Eyck Academie, Maastricht, NED, und an dem Coopérative de recherche de l'École supérieure d'art de Clermont Métropole, FRA
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Über das Werk

Länge 00:15:44

Hintergründe auf Videonale X

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Warum die Liebe nicht reicht - Stéphanie Lagarde erzählt von konfliktreichen Erzählungen, feministischen Kämpfen und ihrer Namensvetterin.
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