Rrangwane &

MOSAMO (ancestral alterations)

MOSAMO beginnt mit einer provokativen Publikumsansprache. »Danke, dass Sie so lange geblieben sind« und »Warum sind Sie immer noch hier?« sind nur zwei der unerwarteten Fragen, mit denen die Erzählinstanz das Publikum dazu bewegt, seine eigene Position und Erwartungshaltung zu hinterfragen. Jedes der sieben Kapitel der Videoinstallation behandelt eine Reihe an Themen, so zum Beispiel künstlerische Motivation, das Abrechnen mit der eigenen Vergangenheit, intergenerationale Erinnerungen und indigenes Wissen.

Der Film besteht zu unterschiedlichen Teilen aus persönlichen Notizen, einem Nachsinnen über die materiellen Voraussetzungen von Kunstproduktion und was ›künstlerische Qualität‹ eigentlich bedeutet sowie einer Reflexion über die Nachwirkungen von Kolonialismus, dem Klimawandel und indigenen Praktiken. Durch die Bildsprache wird das Publikum in eine komplexe, traumartige Welt transportiert. Frei übersetzt bedeutet der Titel des Films, MOSAMO, auf Setswana sowohl ›Kissen‹ als auch ›Ahnenwandel‹ und beschreibt den Eintritt in die halluzinatorische Welt der Künstler:in und den Einfluss der Ahnengeister, die dey* als Kollaborateure ansieht. So wird ›Wandel‹ zu ›Verwandlungen‹, wodurch die Bedeutung und der Einfluss unserer Vorgänger:innen auf den künstlerischen Prozess gewürdigt werden.

Der Film wurde auf einem Mobiltelefon gefilmt und geschnitten und bietet eine reichhaltige Komposition aus Kostümen, bildhauerischen Objekten und Collagen. Trotz der schlechten Auflösung und der daraus resultierenden Glitch-Ästhetik mangelt es dem Film jedoch keineswegs an Lebendigkeit und Strahlkraft. Auch wenn der Film farbenfrohe Kostüme zur Schau stellt, signalisieren wiederkehrende Szenen, in denen Kleidungsstücke rituell verbrannt werden, ebenso Momente von Katharsis und Erneuerung.

In mehreren Fragmenten des Videos verweilt eine goldene Wolke, welche zeitweise von Regen- und Donnergeräuschen begleitet wird. Hier spielt Rrangwane auf die vergessene indigene Praktik des ›Regen Erbittens‹ an, die unter ihrer kolonialen Fehlübersetzung und inhaltlichen Verzerrung ›Regen Machen‹ bekannt geworden ist. Über ihre Funktion als landschaftliches Setting hinaus erinnert die Wolke die Künstler:in an deren eigenen Motivationen und die Wichtigkeit afrikanischer Spiritualität sowie an die kreative Re-Indigenisierung kultureller und historischer Praktiken.

Mittels Stimmveränderung erscheint die Künstler:in in jedem der Kapitel als eine andere Figur, welche von Klopf-, Klick-, Gesangs- und Trommelgeräuschen begleitet wird, die aus aus Nollywood (der nigerianischen Filmindustrie) stammen. (Kris Dittel)

*Die Videonale benutzt in ihren Texten die genderneutralen Pronomen dey/deren/demm

Gefördert durch Sakhile and Me

*Wir können nur einen Ausschnitt dieses Werks im Online-Videoarchiv zeigen. Für die vollständige Version, kontaktieren Sie bitte die Künstler:in.

Abbildungen: Rrangwane, MOSAMO, 2022 © Rrangwane

Über die Künstler:in

Rrangwane * 1991 in Ramotswa, BOT, lebt und arbeitet in Gaborone, BOT.
Webseiten

Über das Werk

Länge 00:35:30

Hintergründe auf Videonale X

Desktop Selfie
Rrangwane blickt zurück auf den Zeitpunkt, an dem sie anfingen, selbstbewusst als spirituell ausgerichtete Künstler:in aufzutreten.
ToolboX
Rrangwane verrät die Bedeutung des Wortes MOSAMO und warum sie mit einem sogenannten 'low quality' Handy arbeitet.
Xtra Blick
Why are you still here? - Kris Dittel spricht über die Konfrontation mit Zuschauer:innen und die selbstreflexiven Qualitäten in MOSAMO.
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