Alaa Mansour &

المجنون الضاحك (The Mad Man's Laughter)

Dieses Werk erhielt eine Lobende Erwähnung von der Preisjury der VIDEONALE.19.

Generationen von Künstler:innen reflektierten Verwendung, Macht und Wirksamkeit von Bildern. Seit dem ›iconic turn‹, der eine Abkehr von der Sprache und eine Hinwendung zum Visuellen einläutete, ist die Frage nach der Wirksamkeit von Bildern wichtiger denn je. Der politische Einfluss des Visuellen auf Individuen und Gesellschaften ist ein zentrales Thema von Alaa Mansours Werken. In ihren Filmen geht es um eine Geschichte der Gewalt und die Effekte, die Bilder im Zeitalter der Nekropolitik haben.

Mit ihrer bewegenden Videoarbeit THE MAD MAN’S LAUGHTER reflektiert Mansour kritisch die im Kontext des sogenannten ›Krieges gegen den Terror‹ entstandene Imagination eines universellen ›terroristischen‹ Feindes, der an seinen ›arabischen Merkmalen‹ zu erkennen sei. Während ihrer ausführlichen Archivrecherche hat sie sich in die Welt der omnipräsenten Überwachung und der Simulationen, die dieser Krieg hervorgebracht hat, eingearbeitet. Ihr Video nimmt uns mit auf eine Reise durch das visuelle und textbasierte Archivmaterial, das unser gegenwärtiges Bilderregime produziert hat — Material, durch das unser Bild vom ›Anderen‹ ausgebildet, reformiert und verzerrt wird. In ihrem Film kombiniert Mansour offizielles Material der US- Regierung mit Interviews mit Wärtern von Abu Ghraib, Videos von Waffendemonstrationen und Propagandafilmen des militanten Islamisten Daesh. Diese sind mit Ausschnitten eines Kriegsvideospiels vermischt, in denen fiktive Wesen mit ›arabischen Merkmalen‹ als Gegner fungieren. Besonders berührend ist die Erzählung der Wohlstandsgeschichte der Seidenstraße und der Stadt Bagdad, die einst als Geburtsstätte der Zivilisation und als Zentrum für Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft galt — ein Bild, das sich radikal verschlechtert hat.

THE MAD MAN’S LAUGHTER endet mit einem verzerrten virtuellen Bild, das von einer künstlichen Intelligenz geschaffen wurde. Es erinnert uns daran, dass digitale Bilder von Maschinen gelesen werden können — was weitreichende Konsequenzen hat. Die Automatisierung von Bildern und Visionen ermöglicht Manipulation und Machtausübung in anderen Dimensionen als jemals zuvor. So »wird unsere Vorstellungskraft mehr und mehr besetzt«, sagt Mansour. In ihrem Werk untersucht sie die subversiven Potenziale der Montage. Das Aufeinanderprallen von Bildern und narrativen Sequenzen wird zu einem Werkzeug, mit dem transversale Wissensbestände jenseits des kolonialistisch-militaristischen Bildes produziert werden können. Mansour besetzt so ihrerseits das Bild, um damit unseren Geist zu dekolonisieren. (Nathanja Van Dijk)

In Auftrag von TBA21
Gefördert durch Ashkal Alwan

Abbildungen: Alaa Mansour, The Mad Man's Laughter, 2021 © Alaa Mansour & VG Bildkunst

Über die Künstlerin

Alaa Mansour * 1989 in Kinshasa, CGO, lebt und arbeitet in Marseille, FRA, und Beirut, LBN. Studium an der Université Paris 8, Saint-Denis, FRA
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Über das Werk

Länge 00:42:17

Hintergründe auf Videonale X

Desktop Selfie
Die US Air Force und ein berühmter ägyptischer Wrestler - Alaa Mansours Gedanken zu Machtdynamiken.
ToolboX
Why should we invent the crack? Alaa Mansour spricht über die Macht der Bilder von Gewaltdarstellungen und über die Arbeit mit Archiven.
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