Pol Merchan &

El jardín de los faunos (The Garden of Fauns)

EL JARDÍN DE LOS FAUNOS ist eine experimentelle Dokumentation über Nazario Luque, dessen explizit homoerotische Comics erstmals in den 1970er Jahren zu Zeiten des Franco-Regimes veröffentlicht wurden. In der Kombination aus 16 mm Film- und digitalem Videomaterial verknüpft der Film zwei Generationen Filmtechnologie und Queer-Geschichte im Kontext der soziokulturellen Entwicklung Barcelonas. Nazarios lebenslange Beziehung zu seinem Partner Alejandro ist der Ausgangspunkt, der zeigt, wie Lebensereignisse, ›Body Politics‹ und künstlerischer Ausdruck zutiefst miteinander verwoben sind.

Nazario zog in den 1970er Jahren nach Barcelona, kurz nachdem er erkannte, dass seine sexuell liberalen und politisch radikalen Ansichten mit seinem sozialen Umfeld und der katholischen Region Andalusien nicht vereinbar waren. Während dieser Zeit gab es in Barcelona eine große Untergrund-Community, in der queere Lebensstile praktiziert wurden, obwohl dies schwierig und gefährlich war und Homosexualität noch als illegal galt. Nazarios Magazine zirkulierten im Verborgenen und förderten die Stärkung einer visuellen Kultur regimekritischer Organisationen, die besonders von queer und trans* Personen getragen wurden und damit einen gesellschaftlichen Beitrag im Kontext eines gewaltsam repressiven Systems leisteten. Der Film entstand aus Merchans Wunsch, die Verbindung zu seinen katalonischen Wurzeln wiederherzustellen, und wurde ursprünglich von Jean Genets The Thiefʼs Journal inspiriert. Das Buch erwähnt ›Anarcoma‹, eine von Nazario Luques erfolgreichsten ›Graphic Novels‹, deren Protagonistin eine transfeminine Detektivin ist.

EL JARDÍN DE LOS FAUNOS zeigt Ausschnitte aus Nazarios Werken, die Illustrationen, Gemälde, Comics und Fotografien aus über einem halben Jahrhundert künstlerischer Arbeit beinhalten, aus denen die erotische Kraft spricht, die ihn sein ganzes Leben lang angetrieben hat. Merchans voyeuristische 16mm- Aufnahmen, die den Blick von Nazarios Fenstern auf die Plaza Real zeigen, lassen die Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem verschwimmen. Nazario verrichtete hier nach dem Tod seines Partners gemeinnützige Arbeit, indem er für Obdachlose kochte, die ihrerseits von der Mehrheitsgesellschaft abweichen. In diesem intimen Dialog erinnert sich Nazario an die Entwicklung seiner Beziehung mit Alejandro, ihre anfängliche Ablehnung partnerschaftlicher Exklusivität und ihre Hingabe an das Glück und das Leid, das für sie mit ihrer alternativen Lebensform verbunden war. Merchan porträtiert ihre Verbindung auf eine hochgradig romantisierte Weise, um auch die anderen Seiten ihrer Perversionen und Begierden hervorzuheben. Er will damit auch die hypersexualisierte Darstellung schwuler Beziehungen problematisieren und zeigen, dass Erotik auch in ihren extremeren Formen Hand in Hand mit Zärtlichkeit, Zuneigung und Intimität gehen kann. (Vanina Saracino)

Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds, die QueerScope-Kurzfilmförderung und die FFA Filmförderungsanstalt

*Wir können nur einen Ausschnitt dieses Werks im Online-Videoarchiv zeigen. Für die vollständige Version, kontaktieren Sie bitte den Künstler.

Abbildungen: Pol Merchan, El jardín de los faunos, 2022 © Pol Merchan

Über den Künstler

Pol Merchan * 1980 in Lleida, ESP, lebt und arbeitet in Berlin, GER. Studium an der University of Fine Arts, Barcelona, ESP, und an der Universität der Künste, Berlin, GER
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Über das Werk

Länge 00:24:09

Hintergründe auf Videonale X

Desktop Selfie
Pol Merchan spricht über sein Bedürfnis, sich nach 15 Jahren Berlin wieder Barcelona anzunähern und über sein Kaffee-Date mit Nazario, dem Pionier der schwulen Graphic Novel.
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